Vortrag von Dr. Matthias Küntzel, Politikwissenschaftler u. Historiker
31. Oktober 2018
Emil-Schumacher-Museum - 19.00 Uhr
Museumsplatz 1, Hagen
Der irrationale Hass auf Juden hat eine lange Geschichte. Wie ein Chamäleon wechselte er seine Gestalt und passte er sich immer wieder neu an seine Umgebung an. Dem christlich orientierten Antijudaismus folgte im letzten Drittel des 19. Jahnhunderts der sich „wissenschaftlich“ gerierende Antisemitismus. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fabrizierte man die „Protokolle der Weisen von Zion“, ein Machwerk, das die Juden für alles Unglück in der Welt – für Finanzkrisen, Revolutionen und Kriege – verantwortlich machte. Der Nationalsozialismus setzte das Programm des Antisemitismus mit der Vergasung oder Erschießung von sechs Millionen Juden, darunter 1,5 Millionen Kinder, in die Tat um.
Nach Auschwitz und der Gründung von Israel wechselte der Judenhass in Deutschland erneut seine Form: Der „neue Antisemitismus“, von dem seither die Rede ist, äußert sich auf zweifache Art: Erstens mobilisiert er „wegen Auschwitz“ einen neuen Hass auf Juden, da allein schon deren Anwesenheit die Deutsche immer wieder neu an das singuläre Verbrechen erinnert und das Bedürfnis, uneingeschränkt stolz auf Deutschland sein zu können, durchkreuzt. Zweitens äußert er sich als ein auf Israel bezogener Antisemitismus: Alles Böse, was man über Juden nach 1945 nicht mehr zu sagen wagte, wird seither auf den jüdischen Staat projiziert. Seit Beginn dieses Jahrtausends kam mit dem „Islamischen Antisemitismus“ eine neue Form von Judenhass hinzu, die uns in Deutschland zunehmend Sorgen macht. Der Referent wird die Ursachen, Erscheinungsformen und Auswirkungen des gegenwärtigen Antisemitismus in Deutschland erläutern. Die sich anschließende Diskussion wird sich u.a. mit der Frage, wie der Antisemitismus bekämpft werden kann, befassen.
In Kooperation mit dem Emil Schumacher Museum.