Die Auseinandersetzung von Hans Peter Renfranz (1941 – 1990)
mit seinem Vater / Lesung mit Rudolf Damm, Sven Söhnchen, Hagen
17. März 2022
Kulturhof Emst - 19.00 Uhr
Auf dem Kämpchen 16, Hagen
Anfang September 1987 erfährt der ZDF Redakteur und Schriftsteller Hans Peter Renfranz aus einem ZEIT-Artikel des Arztes und Psychologen Dr. Friedrich Leidinger, dass sein Vater, „Gaumedizinalrat“ Hans Hermann Renfranz in seiner Funktion als Direktor der Gauheilanstalt Warta bei Schieraz/Wartheland in Polen mindestens 499 geistig behinderte Menschen im Rahmen der Euthanasie („Tötung lebensunwerten Lebens“ – so die Diktion der NS-Machthaber) ausgewählt und durch Gas ermorden ließ. Der Vater hatte nie über die Einzelheiten seiner Tätigkeit als Anstaltsleiter gesprochen, auch nicht als der Sohn ihn 1979 in seinem Sterben, bedingt durch eine Krebserkrankung, begleitet hat. Der Vater starb in der Überzeugung, dass sein Leben – so wie er es gelebt hatte – gut war.
Die Erkenntnis, dass sein Vater ein Mörder war, brachte den Sohn aus dem Gleichgewicht und bestimmte von nun an sein Leben. Als Schriftsteller hat Renfranz versucht, das Unfassbare zu verarbeiten – der Sohn hat es nicht verwunden und es trug sicher zu seinem frühen Tod durch Hirnschlag im März 1990 bei. Gegen das Vergessen lesen deshalb Sven Söhnchen und Rudolf Damm aus dem Buch, der Auseinandersetzung des Sohnes mit dem verstorbenen Vater.
Musikbegleitung: Björn Nonnweiler, Hagen
In Kooperation mit der AWO Hagen